KOMMENTAR
Politische Funktionen dem Fachwissen entsprechend zu besetzen wäre ein Anfang, um das Vertrauen in die Politik wieder herzustellen.
Politiker können offenbar alles. Das glaubt ihnen aber längst keiner mehr.
Die bisherige Innenministerin wechselt bekanntlich nach Niederösterreich. Nein, ich wundere mich jetzt nicht, mit welcher Treffsicherheit der eigentliche ÖVP-Chef Erwin Pröll zum ungünstigsten aller Zeitpunkte diese Thronfolge zu St. Pölten durchgedrückt hat. Ich wundere mich, was das alles für Wunderwuzzis sind. Mit einem lässigen Fingerzeig wird der Landespolitiker Wolfgang Sobotka zum neuen Innenminister. Ohne Einschulung, ohne Probemonat, ohne mit der Wimper zu zucken.
In der Politik können offenbar alle alles – und genau das wird zum Problem: Denn der “Kleine Mann” denkt sich so seinen Teil. Übrig bleibt, dass in der Politik keiner nichts kann. Der gelernte Österreicher überlegt sich, wie das im Berufsleben wäre: Könnte ein Fleischer einfach so in eine Tischlerei wechseln, nur weil beide schon einmal etwas geschnitten haben? Könnte ein Architekt in eine Buchhalterkanzlei gehen, nur weil beide wissen, wie man einen Computer einschaltet? Nein, könnten sie nicht. Weil für bestimmte Fachbereiche bestimmtes Fachwissen nötig ist. Und auch Politiker sind keine Multiberufstalente: Ein Infrastrukturminister sollte von der Materie genauso eine Ahnung haben wie ein Soziallandesrat. Oder ein Innenminister.
Diese völlige Ignoranz der Politiker gegenüber jeglichem Fachwissen ist es, die stutzig macht. Klar – es gibt den Beamtenapparat. Wenn aber ein Politiker keinen Schimmer hat, können ihm seine Beamten alles erzählen. Die Politik disqualifiziert sich mit ihren Quotendiskussionen und aus der Hüfte geschossenen Rochaden selbst. Das politische Personal nur nach Region, Geschlecht und Alter oder gar willkürlich auszusuchen, ist zu wenig. Mehr Professionalität wäre höchst an der Zeit, meint
Der Rabe
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